November

17. Eintrag, November 2007

Wie im Oktober schon erwähnt, es ist wirklich Zeit für den Endspurt. Die Weihnachtsbeleuchtung in den Hills ist seit dem 8.11. nun jeden Abend bis 23:00 Uhr an, und, um diese schöne Stimmung ein bisschen zu verderben, wurden an jedem dritten Baum auch noch Lautsprecher angebracht, aus denen den ganzen Abend über Muzak plärrt – weder richtige Weihnachtsmusik oder was anderes brauchbares, sondern eben Muzak.

Tja, ansonsten, hmh….

Nix versteh'n in Japane

Zwar ein bisschen stark verdreht um die Kurve zu "nix versteh'n in Athen" zu kriegen und ausserdem eigentlich ein Nachtrag zum Oktober, hier meine Geschichte zum Thema, was mache ich, wenn die Bahn stecken bleibt, und ich im Büro Bescheid geben will, dass ich später komme:

23.10. 7:44 – ich steige wie immer (ja wirklich, wie immer, es ist wirklich wie im Murmeltier-Film, jeden Tag die gleiche Bahn und die gleichen Mitfahrer!) an der Azabujuban in die Oedo-Line und lese meine FT. An der Haltestelle Tsukishima bleibt die Bahn dann etwa zwei Minuten mit offenen Türen stehen und es gibt ein paar Durchsagen, dann fährt die Bahn weiter.

Dies ist durchaus schon ungewöhnlich dahin gehend, dass eigentlich der Fahrplan bis auf etwa 1 Minute genau eingehalten wird, und ich in der ganzen Zeit bis dato eigentlich nur dreimal erlebt habe, dass die Bahn zwei oder drei Minuten Verspätung hat.

Normal und sehr gut ist dagegen, dass die Schaffner immer gleich eine Durchsage machen, die ich natürlich nicht verstehe, aber ich vermute mal, bei der KVB würde es, wenn es solche Durchsagen geben sinngemäss heissen: "Verehrte Fahrgäste, wegen einer Signalanlagenstörung im Bereisch Ruddolfplatz kommt es zu Unrejelmässischkeiten im Fahrplanablauf. Wir sind bemöht, den Ordnungsjemässen Fahrbetrieb baldmöglichst widder aufzenehmen. Ihr Fahrzeusch fährt jleich weiter".


Ähm ja, wo war ich, ach ja, an der nächsten Haltestelle dann das gleiche Spiel, halten & Durchsagen. Allerdings waren die Durchsagen dann etwas hektischer, und ein paar Leute stiegen aus. Nach etwa 3 Minuten dann weitere Durchsagen und immer mehr Leute stiegen aus. Auch die Gegenbahn stand nun schon die ganze Zeit dort. Nach insgesamt 8 Minuten warten war ich dann fast der einzige in der Bahn, denn alle anderen wuselten hektisch auf dem Bahnsteig rum. Ich also auch raus und nach einem Metro-Mitarbeiter gesucht. Mit Radebruchjapanisch "Sumimasen, itsu kono densha wa Kiyosumi-shirakawa ikimasuka?" (sinngemäss, "'tschuldigung, wann fährt dieser Zug nach Kiyosumi-shirakawa?") gefragt kann dann auf English die Antwort "two hours or five, it doesn't have the power". Naja, also nix mit bequem. Den Metroplan konsultiert – auch Essig, mit der doofen Tozai-Line, die hier auch fährt kann man keinen Blumentopf gewinnen. Auf Fragen, wie man denn nun am besten nach Sumida kommt wusste der Schaffner auch keinen Rat.

Ich habe mir dann gesagt, "hey, wir haben doch diese tolle Sache mit der Notfalltelefonkette in der Firma, vielleicht kann ja einer der Kollegen mit dem Schaffner sprechen, und ausserdem muss ich eh Bescheid geben, dass ich spaeter komme". Also Handy raus, und die für solche Fälle (naja, eigentlich mehr für Unfall, Erdbeben etc.) gespeicherte Nummer von A-san gewählt. Nach 4x Klingeln der folgenden Dialog:

A-san:      "Mosch-moschi"

Ich:         "Hello A-san, this is Peter Uhrmeister, can you hear me?" (sehr erleichtert, die schnarrende Stimme von A-san zu hören)

A-san:      "Mosch-moschi?"

Ich:         "A-san, this is PETER! Can you understand me?"

A-san:      "Ah, mosch-moschi?"

Ich:         "A-SAN, THIS IS PETER!"

A-san:      "Ah, sorry, you have wrong number!" – tuut – tuut – tuut – aufgelegt.

Tolle Sache, hat ja super geklappt. Nun ja, ich habe ja noch ein paar Nummern zur Hand. Also B-san anrufen, der dann nach 10x klingeln auch drangegangen ist. Der hat mich dann auch gut verstanden wollte dem Chef bescheid geben, aber mit Schaffner sprechen ging dann nicht mehr – Netz weg.

Also habe ich dann entschieden, mal an die Oberfläche zu gehen und mich zu orientieren, ob ein Fussmarsch zur nächsten Bahnstation, wo ich eh in die Hanzomonline umsteige, in Frage kommt. Zufälligerweise kannte ich die Ecke vom Autospazierenfahren und auch vom Rumwandern in 2004, so dass ich dann binnen 20 Minuten die etwa 2km zur anderen Haltestelle laufen konnte (Taxi war keines zu kriegen, kein Wunder). Beim Raufgehen habe ich mich übrigens nicht in die 500m Schlange von Fahrgästen eingreiht, die noch eine Zugausfallsbestätigung für den Arbeitgeber haben wollten, sondern habe entschieden, dass ich statt 30 Minuten da doof rumzuwarten lieber versuche noch halbwegs pünktlich ins Büro zu kommen, was dann auch fast geklappt hat. Ohne Frühstück war ich dann um 9:10 am Schreibtisch. Auch kein Problem, ich musste keinen halben Tag Urlaub nehmen.

B-san hatte inzwischen allen erzählt, dass ich mit der Bahn steckengeblieben bin, so dass dann auch A-san ankam, der mittlerweile realisiert hatte, dass ich ihn versucht hatte anzurufen. Hier wieder der Dialog als Gedächtnisprotokoll (mit ein paar Gedankenblasen meinerseits):

A-san:      "Ah, Peter-san, very sorry, it didn't understand is you. Next time you call me, please say my name."

Ich:         (Verdammt, was habe ich ihm am Telefon gesagt!) "A-san, I said: <<Hello A-san, this is Peter Uhrmeister, can you hear me?>>"

A-san:      "Ah so, I could not understand, maybe next time please say your name PETER clearly"

Ich:         (Verdammt, was habe ich ihm am Telefon gesagt! Zum ZWEITEN!) "A-san, I said:<<A-san, this is PETER! Can you understand me?>>"

A-san:      "Ah so, well, I was on a bus and couldn't talk to you. And also, I did not know your number"

Ich:         (Grrr! Zuerst leugnen, dann nix verstehen und dann auf die Höflichkeit rausreden – warum sonst hätte der Schlusssatz denn English sein sollen, und wer ausser mir hätte A-san wohl auf English angerufen. Abgesehen davon, wie will A-san die Notfalltelefonkette in solchen Fällen gewährleisten?) "How about registering my phone number?"

A-san:      "Ah, good idea, I will do"

Da ich meinen Part des erfolglosen Telefondialogs natürlich in Originallautstärke wieder gegeben habe, hat sich das halbe Büro kaputtgelacht.

Da darf man mal auf die nächste Gelegenheit gespannt sein.

B-san kam danach übrigens auch noch kurz an und meinte, er sei sogar extra aus der Bahn ausgestiegen ist, um mit mir zu Telefonieren, weil das ja in der Bahn unhöflich ist. Nun, das ist ja ganz lieb von ihm, aber ich frage mich, was der Zauber denn soll. Wenn ich jemanden von meinen Kollegen morgens um kurz nach 8 anrufen, werde ich sicher nicht über die Lottozahlen plaudern wollen.

Der Urlaub

Wie vorher mal erwähnt, haben wir eine Woche Urlaub im Club Med auf Ishigaki gemacht. Ishigaki ist eine südwestlichsten Inseln Japans, schon ziemlich nahe an Taiwan dran. Nun, um es kurz zu machen, es war so lala, vor allem das Wetter hat nicht so recht mitgespielt.

Die Anlage, das Zimmer, Essen, Strand, Natur alles sehr sehr schön, aber wenn es an drei Tagen regnet und insgesamt an fast 5 Tagen ein kräftiger Wind bläst, dann kann man das Paradies nicht so recht geniessen. Deswegen werde ich jetzt auch nicht allzuviel schwärmen.

Zunächst mal der Hinflug mit JTA, der Chartertochter der JAL, sowas wie Condor auf japanisch. Es ist mal wieder alles etwas anders als in Deutschland, denn wenn man bei uns eine Pauschalflugreise bucht, dann bekommt man so ein kleines Heftchen, wo Tickets und der Hotelvoucher drin sind. Hier bekommt man vom Reisebuero nur so einen kleinen Zettel, dass man am Tag des Abflugs eine halbe Stunde vor Abflug sich da und da einfinden soll. Wir waren natürlich gut eine 90 min vorher da, weil man weiss ja nie. Aber, es zeigte sich dann, dass es 30 min vorher auch getan hätten. Am JTA-Schalter keine Schlange, kurz die Koffer auf die Waage und sofort die Bordkarte vom dicken Stapel in die Hand gedrückt bekommen. Hier wird eben nicht lange diskutiert, wo man denn sitzen will, sondern man sitzt dann eben da.

Naja, als lästiger Ausländer habe ich dann natürlich alles über den Haufen geworfen und nach Plätzen am Notausgang bekommen, da alles andere ja wohl Tierquälerei wäre. Erstaunlicherweise ging dann das auch alles ohne Mucken.

Nach dem Sicherheitscheck dann die "Shopping-Meile" – da wir einen Inlandsflug hatten ohne nette Läden sondern nur ein Fressladen neben dem anderen, wo sich alle auch gut Zeug eingedeckten und noch im Wartebereich am Gate verputzten. Wir haben uns dann auch ein paar Kleinigkeiten gekauft, aber nix grosses, da man ja normalerweise im Flugzeug was zu Futtern bekommt, erst recht, wenn man gut 3,5 Stunden fliegen soll. Tja – normalerweise, aber hier ist eben nix wirklich normal. An Bord war es schön leer, und ausser was zu trinken (Tee, Kaffee, Saft, Cola und RINDERBRÜHE) und zwei Bonbons gab es nix. Also, erste Lektionen des Tages – Chartflug ist straff organisiert, aber es gibt nix zu essen.

Das ist eigentlich extrem erstaunlich, denn Japaner essen doch eigentlich so gerne und im Zug ist es so, dass da alle 30 Minuten eine Frau mit Wagen durchkommt, wo man dann was kaufen kann, und ausserdem wird im Zug auch in grossen Mengen selbstmitgebrachtes verzehrt. Im Flugzeug nicht. Welchen Grund es für diesen Unterschied gibt – keine Ahnung.

Weiterhin haben wir gelernt, dass das Klatschen nach der Landung ein rein deutsches Ferienfliegerphänomen ist. Nach dem Landen – Silencium. Schön.

Für den Rückflug wollten wir dann besser präpariert sein und uns am Flughafen mit Onigiri oder anderem Fresskram eingedecken, aber dummerweise war entweder das leckere Zeug ausverkauft oder so Riesenpakete mit Rinderfilet (Ishigaki und die Nachbarinseln haben sehr viel Rinderzucht), ganzen Fischen und komischen Gemüsen, so dass wir mit 3 Tüten M&Ms sowie Pakete Chips in den Flieger sind. Auf dem ersten Stück von Ishigaki nach Miyako mit der kleinen Propellermaschine (20 Plätze, richtig schon rumpelig) war wegen der nur 30 Minuten flug nicht an essen zu denken und zu trinken gab es auch nix. Auf dem Weiterflug mit einer normalen 737 von Miyako nach Haneda haben wir dann unseren Kram ausgepackt und das Mampfen angefangen. Die Kiste war rappelvoll und wir haben in der ersten Reihe direkt neben den Stewardessen gesessen und die Inaktivität der Bordküche bedauert. Als wir mit dem Essen angefangen haben (wohl als einizge an Bord) kam die gute Frau dann gleich mit Wischtüchern an, um uns durch die Blume zu sagen, dass man an Bord wohl nicht essen sollte.

Also, im Summa ist fliegen innerhalb Japans effizient, aber nicht wirklich toll.

So, jetzt noch ein paar Worte zum Urlaub selber. Wie gesagt, das Wetter war leider nicht so besonders gut, was ziemlich doof ist, wenn man auf einer kleinen Insel ist, wo man ausser am Strand rumlungern nicht viel machen kann, weil es einfach ausser Landschaft und Strand nicht viel gibt. Zwei Tage haben wir dann mehr oder minder mit Buch- und Zeitunglesen, Espresso und Bailey's trinken vertrödelt, einen Tag hatten wir einen Mietwagen und bei Schauerwetter sind wir einmal die 30 km Strasse der Insel abgefahren und haben in den Regenpausen an den verschiedenen Stränden Muscheln gesammelt.

Mittwoch haben wir auf eigene Faust und trotz anfänglich schlechten Wetters einen Auflug auf eine kleine Nachbarinsel, Taketomi, gemacht. Das war die beste Entscheidung, denn schon auf dem Weg nach Ishigaki Port kam die Sonne raus, und auf dem Schnellboot schien dann herrlich die Sonne. Die Bootsfahrt war wirklich super, zwar nur etwa 10 Minuten aber mit einem Affenzahn über das tiefblau-türkise Meer und den Wind und die Gischt um die Nase. Auf Taketomi selber haben wir dann zwei Fahrräder gemietet. Japanische Fahrräder sind eine Krankheit, wenn man selber kein Japaner ist: Der Rahmen ist viel zu klein, was am nächsten Tag dann zu ordentlich Muskelkater geführt hat, und der Sattel ist so winzig, dass nur Arschlose darauf sitzen können. Troztdem war die Rundfahrt sehr nett, da die Insel platt wie Holland ist und man bequem binnen 20 min jeden Punkt auf der Insel erreichen kann. Wir sind ein bisschen durch das Hauptdorf gefahren und zum Strand am Südwestende der Insel, wo es diesen berühmten Sternensand gibt. Laut Reiseführer besteht der Sand hier aus fossilen, sternförmigen Korallen. Nun, das war wohl früher mal so, mittlerweile findet man diese Sterne nur noch sehr selten, dafür kann man diesen besonderen Sand, den es wohl noch weiter draussen auf See gibt im Glas kaufen, was wir dann auch getan haben.

Der Strand selber war einfach traumhaft, genau wie man sich das in der Südsee vorstellt – klares ruhiges Wasser, blauer Himmel mit ein paar Schäfchenwolken und fast menschenleer – herrlich!

Am Strand haben wir dann auch unser mitgebrachtes kleines Mittagessen (gebratene Nudeln und Onigiri) eingenommen, was dann auch die örtlichen Katzen angelockt hat und zum vornehmen Betteln animiert hat.

Ein toller Tag insgesamt. Donnerstag, Freitag und den Samstag vormittag konnten wir dann so leidlich am Strand liegen und wenigstens ein bisschen Farbe bekommen.

In der Nacht auf Donnerstag musste ich dann des Nachts auf noch auf Grosswildjagd gehen, da über unsere Terasse ein etwa Kaffeetassengrosser Krebs unser Zimmer geentert hatte und am Mülleimer rumrandalierte. Mit Hilfe einer Kaffeetasse habe ich das Biest dann rausgeworfen und von da an blieb die Terrassentür dann nachts zu.

Also Fazit – alles Super ausser Wetter. Wenn man also sich genug zu futtern an Bord des Flugzeuges mitnimmt, regenfest ist, keine Angst vor Riesentausendfüsslern, Krebsen und kleinen Geckos hat, dann kann man da im ClubMed gut Urlaub machen, aber seht selber die Photos an.