September, Teil 2

Shrine Festival bei Iwais

Sonntag, 16. September haben wir uns mit Familie Iwai verabredet. Ein schon lange geplantes Ereignis, was aber wegen Herrn Iwais Versetzung nach Kitakanto etwas schwierig umzusetzen war.

Wir haben uns dann am Sonntag morgen um 8 Uhr aus dem Bett gequält, für unsere Verhältnisse kurz gefrühstück und dann die Bahn nach Honacho genommen, wo uns Iwai-san dann auch schon um 11:00 mit dem Auto erwartet hat. Bei Iwais daheim haben wir nur kurz ein Glas Wasser getrunken, weil schon für 11:30 der erste Umzug angesagt war.

Schön die Familie mal wieder zu sehen. Wir sind dann zum örtlichen Schrein gelaufen, wo sich viele kleine tragbare Schreine befanden, die dann am Abend unter viel Tamtam durch die Nachbarschaft getragen werden sollten. Ein anderer Teil der Schreine wurde schon, wenn auch mit weniger Tamtam durch die Gegend getragen. Es gibt alle möglichen Varianten, die sich zwar alle recht ähnlich sind, aber die kleinen Jungen haben einen, die Teeny-Mädchen haben einen, die Soundso-Strasse hat einen und so weiter und so fort.

Am Schrein selber war dann richtig Kirchweihfestatmosphäre, Buden und Rummel, aber auch einige schöne ruhige Sachen, wie z.B. eine klassische Teezeremonie, die wir mitgemacht haben und ein bisschen klassiches Tanztheather mit traditionellem japanischen Orchester. Die Musik klingt für unsere Ohren sehr gewöhnungsbedürftig, hat aber ihren Charme und ist schön anzuhören. Dazu wurde ein Tanzstück dargeboten, allerdings gelang es auch den Iwais nicht so recht, denn Inhalt zu verstehen, geschweige denn, zu erklären. Im wesentlichen, so meinte Herr Iwai, geht es um einen hungrigen Chinesen, der eine Schlange fängt. OK.

Im übrigen haben wir auch gelernt, dass die Schrein-Gemeinden auch Kindergärten haben, was ich bis dahin auch nicht wusste. Man lernt eben nicht aus.

Gegen 14:00 sind wir dann zurück zu Iwais um ein Mittagessen einzunehmen. In guter Tradition bog sich der Tisch unter Quiche, Sushi (Maren hat unter Anleitung von Frau Iwai auch mal welche gemacht. Die sidn gut geworden und wir werden dass dann auch mal daheim bereiten), Salaten und anderen Leckerlies und es gab reichlich Bier und Chuo-cho (ich weiss nach wie vor nicht, wie man das schreibt), wobei ich schon sagen muss, dass mir Schnaps am frühen Nachmittag eigentlich nur von den Trauerfeiern der 70er und 80er Jahre in Gelsenkirchen in Erinnerung sind, aber wir haben uns wacker geschlagen.

Um 18:00 sind wir dann noch zur Abschlussprozession gegangen, bei der alle Schreine bei schummriger Abendbeleuchtung in den Hauptschrein getragen werden. Das war ganz stimmungsvoll, aber leider auch etwas sehr busy und wusselig, so dass wir dann auch recht bald wieder nach Hause sind. Die Mücken haben sich übrigens sehr über unser dasein gefreut.

Zum Abschluss des Abends haben wir dann noch ein Gläschen getrunken und dann hat uns Frau Iwai, wieder von ihrem Mann unterstützt, nach Hause gefahren, während die Kinder daheim blieben. Ken ist ja mit 8 schon richtig brav und kann auf den kleinen Shingo gut aufpassen. Wir werden uns auf alle Fälle bald mal wieder treffen, dann wohl mal bei uns.

 

Kyoto reloaded - Sommerurlaub

Hier könnte ich jetzt, wenn ich die Zeit hätte Bände schreiben, aber leider ist das momentan zeitlich nicht wirklich drin, weil ich zur Zeit im Büro gut zu tun habe, so dass die Mittagspause kurz ist, und ich abends daheim auch nicht mehr in die Tasten hauen mag.

Deswegen nur ein sehr kurzer Bericht von unserem Sommerurlaub, der uns für 6 Tage und 5 Nächte nach Kyoto geführt hat.

Da wir 2004 schon mal für 2 Nächte in Kyoto waren wussten wir ja schon mal grob, wie der Hase in Kyoto läuft, bzw. mit dem Bus fährt. Dieses mal haben wir aber klugerweise das Hotel Okura gebucht, welches sehr zentral liegt und ein besserer Ausgangspunkt für Ausflüge und Besichtigungen ist, als das ex-JT-Hotel, in dem wir 2004 gewohnt haben.

Anreise mit dem Shinkansen war wie gewohnt sehr einfach und flott, gut 500km in 2:45, allerdings habe ich die meiste Zeit verschlafen – fast 6 Monate ohne "richtigen" Urlaub, das merkt man schon.

Im Hotel angekommen, eine sehr nette Überraschung, ein sehr schönes Zimmer im 12 Stock mit riesem Fenster und schönem Blick über Kyoto und ein nettes Bad mit Glasbausteinfenster, einziger Wermutstropfen – twin beds und kein Fenster zum Öffnen.

Den Nachmittag haben wir dann im Zentrum verbracht, ein bisschen Kaffeetrinken und durch Gion schlendern. Die nette Concierge hatte uns auf einem Stadtplan ein paar Routenvorschläge gemacht und in der Tat, war der erste Tip gleich ein Volltreffer – wir haben eine Geisha in "freier Wildbahn" gesehen, was heutzutage eher selten ist, und leider auch dazu führt, dass sich in den einschlägigen Strassen die Photographen tummeln und dann wie die Wilden über die Mädels herfallen – die Einheimischen sind da genauso wie die moisten Touris.

Den zweiten Tag (Dienstag) haben wir zu Fuss und mit dem Bus den Nordwesten besucht, mit Kinkakuji (Goldener Pavilion), Ryoanji und Nannji, abends schön am Ufer des Kamogawa gesessen, wie dann jeden weiteren Abend.

Den dritten Tag (Mittwoch) sind wir mal nach <cityw:ston><placew:ston>Nara gefahren, mit der Kintetsu line in 50 Minuten und sehr komod. <placew:ston>Dort ein paar sehr schöne Tempel und Schreine, sowie Fütterung der berühmt-berüchtigten Rehe, die zwar sehr zahm sind und sich streichen lassen, aber auch sehr hartnäckig sind, die speziell zu kaufenden Hirschcräcker gefüttert zu bekommen.

Das ist zwar alles andere als natürliches Verhalten, aber sehr niedlich, zumal diese japanischen Rehe sich zum Betteln wie die Menschen hier zu goldig verbeugen.

Ansonsten in <cityw:ston><placew:ston>Nara einige kleinere Tempel und vor allem den grössten (aber nicht schönsten) Buddha Japans gesehen.

Vierter Tag (Donnerstag, 20.9.) dann Nordosten in <cityw:ston><placew:ston>Kyoto mit Ginkakuji (Silberner Pavillion), Philosophenpfad und einigen kleineren Shrinen, sowie dem grossen Heinnan-ji Shrine mit seinem sehr schönen Park. <placew:ston>Dort haben wir auch Gelegenheit gehabt uns von Herrn Ishikawa mit der Rikscha fahren zu lassen und uns einiges auf dem Weg erzählen zu lassen. Rikscha fahren klingt zwar nach teurem Touristennepp, ist aber eine sehr nette Sache, die man wirklich einmal gemacht haben sollte. Wir hatten jedenfalls viel Spass, und Herr Ishikawa auch, wenngleich er an uns zwei Schwergewichten gut zu ziehen hatte.

Freitag, 21.9. war dann unser letzter vollständiger Tag, den wir dann im Südosten verbracht haben, mit Besichtigung des bekannten Kiyomizu-Shrines.

Insgesamt ein wirklich Superurlaub, weil die ganze Zeit angenehm warmes Wetter und Sonnenschein war – Ende September und um die 30°C, da kann man sich nicht beschweren.

Auch sehr angenehm war, dass in dieser Woche aus irgendwelchen Gründen kaum Touristen in der Stadt waren, so dass wir alles in gewisser Ruhe ansehen konnten, und ganz im Sinne von Zen auch häufig einfach mal eine halbe Stunde an einer schönen Ecke sitzen und die schönen Steingärten ansehen und abschalten. Ich glaube, ich habe <statew:ston><placew:ston>mich selten in 5 Tagen trotz der vielen Rumlauferei so gut erholt.

Die Bilder werde ich die Tage hier ablegen.

Samstag mittag dann zurück "nach Hause" – <cityw:ston><placew:ston>Tokyo.

Den Rest des Wochenendes und den freien Montag haben wir dann gemütlich in Roppongi verdaddelt. Vom Montag sollte noch kurz Erwähnung finden, dass wire s geschafft haben, am letzten Tag die Le Corbusier-Ausstellung im Mori-Tower anzusehen, was sehr lohnend war, zumal wir auch die Gelegenheit hatte, endlich unser Wohntürmchen einmal von oben zu sehen. Als "Souvenir" haben wir uns noch ein Exemplar des "Roppongi Hills Monopoly" gekauft. An der Übersetzung der Spielkarten muss ich aber noch arbeiten.

 

Wenn ich die Wahl hätte…

… dann hätte ich <statew:ston><placew:ston>mich dafür stark gemacht, dass der Nachfolger des Premierministers Abe nicht der Herr Fukuda geworden wäre, sondern Azo-san. Aber, leider kann ich da nicht mitreden, zumal die Premierminister, ähnlich wie in Deutschland der Bundeskanzler nicht direct gewählt warden, sondern vom Parlament.

Warum diese Feststellung? Nun, wie man in Deutschland und sonstwo in der Welt sicher mitbekommen hat, hat die LDP von Herrn Abe bei den Oberhauswahlen einen dicken Denkzettel bekommen, und Abe-san ist nach 14tätigem Rumgeeiere dann zurück getreten. Um die Nachfolge gab es in der LDP dann einen internen Wettbewerb zwischen Fukuda-san und Azo-san. Der erste ist so ein graues, stilles Männlein, der zweite, mindestens genauso steinalt, aber recht forsch. Zur Programmatik der beiden kann ich als Aussenstehender nix sagen, weil ich nix verstehn, aber Herr Azo hat beim Presseduell gegen Fukuda-san einen fetten Pluspunkt bei mir gesammelt: Während Fukuda-san minutenlang auf japanisch der Weltpresse Rede und Antwort gestanden hat, meinte Azo-san gleich am Anfang "We all have important work to do and not to waste time, I will talk to you directly in English". Wow!

Naja, leider ist nix draus geworden… Schade.

 

Sechs Monate www.koelsch-tokyo.de

Mit dem Ende des Septembers und Oktober schon in Reichweite ist es vielleicht auch mal an der Zeit Resumee zu ziehen, nachdem ich sechs Monate auf dieser Seite meine, bzw. unsere Erlebnisse geschildert habe.

Zunächst wird der treuen Kundschaft sicher aufgefallen sein, dass sich der Stil etwas verändert hat – am Anfang war alles in antichronologischer Reihenfolge sortiert, somit die jeweil aktuellen Einträge an oberster Stelle. Das hat sicher seinerzeit Sinn gehabt, als es jeden Tag was spektakuläres zu berichten gab, und ich abends daheim viel Zeit hatte zu schreiben.

Mit der Zeit hat sich das dann geändert, die vielbeschworene Normalität und der Alltag haben sich breit gemacht, und ausserdem habe ich abends keine Lust noch am Rechner zu kleben, da habe ich, seit Maren da ist selbstverständlich besseres zu tun.

Als Konstante kann man betrachten, dass ich eigentlich jedesmal, wenn ich mit dem WEB.DE-Webbaukasten die Einträge aktualisiere, wie ein Rohrspatz schimpfen müsste, weil das Ding am Anfang nett ist, aber schnell an die Grenzen geht und ich nach wie vor weder Zeit noch Musse habe, <statew:ston><placew:ston>mich mit den anderen Programme die es wohl geben muss auseinander zu setzen. In der Konsequenz kann man dann sehen, dass ich vor der Technik kapitulieren musste, und maximal 12 Seiten online haben kann. Den Rest sammle ich in einem Word, bzw. Word-Perfect-Document, in dem ich auch in der Mittagspause oder in der Bahn mal schreibe und danach online stelle. Zur Zeit bin ich bei 130 Seiten in Word, und wenn das so weitergeht, kann ich am Ende vielleicht sogar, nach der Doktorarbeit, ein zweites Buch daraus machen.

Nach gut sechs Monaten bin ich auch nach wie vor davon überzeugt, dass e seine gute Entscheidung war, diese Art von Tagebuch zu führen, denn es macht vieles einfacher. Zum einen verarbeitet man Erlebnisse ganz gut, hat später, wenn "alles vorbei" ist eine nette Erinnerung, und man kann denen daheim Bericht erstatten, ohne endlose copy/paste mails versenden zu müssen.

Ich habe vor meiner Abreise keine Riesenwerbung für meine Seite gemacht, und so kommt es dann immer mal wieder vor, dass ich e-mails von Leuten bekomme, die meine Seite eben noch nicht kennen. Da sind Fragen drin, wie "wie geht's Dir denn so, und was hast Du erlebt?". Das sind natürlich die natürlichsten Fragen der Welt, aber was schreibt man denn darauf zurück? Dank www.koelsch-tokyo.de ist das ganz einfach. "Es geht uns gut, Details, siehe www.koelsch-tokyo.de." kann man dann ruhigen Gewissens antworten.

Also, insofern werde ich auch in Zukunft weiterschreiben und ich hoffe, dass sich alle ein bisschen beim Lesen bilden und amüsieren.

 

So, dass war's dann für den September. Im Oktober dann wieder mehr.