Februar 08

19. Eintrag – Februar 2008

Tja, hätte ich mal besser nicht aufgehört, über das Wetter zu mosern – gestern, Sonntag 3.2. hat es hier den ganzen Tag an einem Stück geschneit. Da es dabei aber nur knapp über Null Grad war, hat sich das ganze auf dem Boden weniger als nette weisse Pracht, denn als graue, nasse Matsche präsentiert.

Das ganze hat sich Samstag nachmittag schon angekündigt, als es wirklich so richtig nach Schnee gerochen hat, obwohl der Tag eigentlich recht lau war, wir konnten beim Segafredo in Hiroo sogar draussen sitzen und unseren Cappuccino an der frischen Luft einnehmen.

Jedenfalls als ich Sonntag morgen gegen 8 Uhr das erste mal wach geworden bin tobten, vor dem Balkon schon seit einiger Zeit die fetten weissen Flocken, und das ging dann bis Abends so weiter.

Wir haben dann einen kleinen Ausflug nach Shinjuku zum I-Setan gemacht, wo ich mir eigentlich schon mal in Vorbereitung auf den Sommer eine kurze weisse Hose kaufen wollte, aber ähnlich wie in Deutschland löste dieses Ansinnen eher Heiterkeit denn alles andere aus, da muss ich im April nochmal wieder kommen.

Naja, zum Ausgleich gab es wenigstens eine lange weisse Hose, damit ich im Sommer einigermassen ausgestattet bin – dankbarerweise sogar als Sonderangebot; wobei das auch kein Wunder ist, ich denke mal, 40/38 ist keine hier sehr gängige Grösse. Aber dazu gleich noch ein paar Sätze.

Den Rest des Tages haben wir uns dann daheim mit Kaffee, Kuchen und selbstgemachtem Glühwein eingeigelt, wie alle anderen, mit denen ich gesprochen habe auch, bis auf einen kleinen Abstecher um Milch zu kaufen. Bei dieser Gelegenheit konnte man dann sehen, wie die Eingeborenen mit dem Schnee umgehen nämlich im grossen und ganzen garnicht. Kaum ein Mensch unterwegs, Bahnen leer, kaum Autos, nur ein paar Taxen, die dann bei 1 cm Schneematsch mit Schneeketten und Spikes unterwegs waren. Wieder mal typisch – entweder aussitzen und ignorieren, oder gnadenlos überreagieren.

Montag morgen schien dann die Sonne vom stahlblauen Himmel. Die Nacht war wohl sehr klar und kalt, so dass sich der Weg zur Bahn als eine einzige Eisbahn präsentierte, und ich dann wie auf Eiern laufen musste, um mich nicht auf die Nase zu legen oder gar die Haxen zu brechen. Ein paar unerschrockene Deppen waren mit dem Fahrrad unterwegs, aber das gelegentlich Geräusch von stürzenden Radfahrer schien die Artgenossen nicht wirklich zu interessieren.

Ende Februar laesst sich diese Fazit bestaetigen. Das Winterwetter ist eigentlich ganz akzeptabel, kalt aber trocken, wobei der Wind etwas lästig ist. Insgesamt im Januar und Februar zwei Tagen Schnee, zwei Tage Regen, ansonsten immer stahlblauer Himmel. Bleibt nur zu hoffen, dass es bald mal etwas wärmer wird.

Hosenkauf kompliziert

Tja, die Sache mit der Hose hat sich dann im Verlaufe des Monats noch als etwas komplizierter ergeben als zunächst gedacht. Das Ding, wie ich es im Laden anprobiert hatte, war an den Beinen ein bisschen zu lang (original wohl etwa 40 oder 42 inch), so dass die Verkäuferin massgenommen hat und die Beine auf 38 inch (meine normale Länge) kürzen wollte. Die gekürzte Hose sollten wir dann am nächsten Tag abholen können. Gesagt, getan und dann am Mittwoch anprobiert – und ein Bein länger als das andere, was ich noch nie hatte. Also am nächsten Wochenende wieder dahin und das Malheur vorgeführt. Die gute Frau hat auch gesehen, dass links länger als rechts ist und nun sollte auf der linken Seite 1,5 cm weg. Nach 40 min konnten wir die Hose dann wieder abholen – und gleich wieder abgeben, denn an dem Bügel hingen dann zwei abgeschnitte Stückchen. Die Pfeiffen hatten also wieder auf beiden Seiten 1,5 cm abgeschnitten – aaaargghhh! Da konnte ich leider die höfliche Fassade nicht mehr bewahren, und habe dem Verkäufer mal die Meinung gesagt. Nun ja, sie wollten es dann nochmal probieren, am rechten wieder ein paar Milimeter auslassen und das rechte kürzen. Diesmal sollte das ganze in 30 min fertig sein, und wir haben einen Gutschein für's I-Setan-Cafe bekommen und dort zu warten. Natürlich haben wir nicht den 1000-YEN-Kaffee genommen, sondern den 1600-YEN-Schampus, muss sich ja lohnen, wenn man schon nicht zahlen muss. Hehe.

Erstaunlicherweise habe die es dann echt hinbekommen, dass die beiden Beine nun gleichlang sind und immer noch lang genug und auch nach der ersten Wäsche ist alles noch OK.

Profis statt Obi

Ich hatte vor einiger Zeit mal ein paar lose Punkte aufgeführt, was denn so in Japan (im Vergleich zu Deutschland) anders, vielleicht sogar besser ist. Eine Sache hatte ich da wohl vergessen: Rund-um-die-Uhr-Service. Ob das nun immer besser ist oder nicht, kann ich nicht abschliessend sagen, aber zumindest mal einen Eindruck, was ich meine:

In den letzten Woche war es hier ja eher kalt und trocken, was wohl kausal zur Folge hat, dass sich im Holzboden im Wohnzimmer ein paar Spalten und Risse gebildet haben. Kein Wunder, bei 15% Luftfeuchtigkeit und Fussbodenheizung. Nix wildes, aber ich habe mir sagen lassen, es ist besser dem Vermieter Bescheid zu geben, damit später beim Auszug keine bösen Überraschungen kommen. Da ich ohnehin einen kleinen Brief zu schreiben gedachte, habe ich gleich noch erwähnt, dass im Moment das Warmwasser Zicken macht, unter dem Fenster im Wohnzimmer an einer Stelle der Lack abplatzt, der Wasserhahn in der Küche etwas lose ist und an der Türklinke zum Hausflur die Klinke etwas locker ist. Wie gesagt – die Sache mit dem Boden nur als reine Info, der Rest mit dem Hinweis, man möge was machen. Damit die eine Ahnung haben, worum es geht, habe ich auch ein paar nette Bildchen mit eingefügt.

Mit dem Zettelchen bin ich dann einen Abend zur Reception. Eigentlich wollte ich das nur abgeben, damit man sich das mal ansehen kann, dann in Ruhe einen Termin machen, um alles mal anzusehen, dann einen weiteren Termin um das alles zu machen – so wie man es auch aus Deutschland gewohnt ist. Blöderweise habe ich an der Rezeption eine junge Frau erwischt, die wenig Englisch kann, aber sehr sehr motiviert ist. Sie hat sich dann alles binnen 20 min haarklein erklären lassen und meinte dann, dass man sich "later" meldet. Damit dachte ich, das Thema wäre durch für heute. Allerdings war ich kaum oben und hatte das Nudelwasser aufgesetzt klingelte es auch schon und Maeda-san wollte wissen, ob sie gleich mal kurz raufkommen dürfe. Naja, 19:30 ist zwar nicht so ganz unsere Zeit für solche Dinge – aber besser als aufschieben. Um 19:45 standen dann 4 Jungs in Graumann und Frau Maeda in unserer Hütte und haben alles ganz ausführlich betrachtet und Dutzende von Fotos gemacht. Graumann 1 hat dann 30 min mit Imbusschlüssel an der Klinke rumgebrasselt, Graumann 2 am Heisswassersystem, Graumann 3&4 sowie Maeda-san haben dann zugesehen. Nachdem dann um 20:15 die Türklinke so halbwegs festgezogen war und das Heisswasser auch wieder wirklich heiss, hat Graumann 1 noch 100 Bilder jedes einzelnen Risses im Boden gemacht, während Graumann 2 versucht hat, den Wasserhahn in der Küche anzuziehen. Unnötig zu erwähnen, dann Graumann 3 & 4, sowie Frau Maeda hilfreich glotzend zur Seite gestanden haben.

Um 20:45 habe ich dann alle fünfe rausgeworfen, weil wir dann endlich Abendessen wollten. Status: Wasserhahn nicht wirklich fester, und ich habe hoffentlich klar gemacht, dass die nicht den ganzen Fussboden austauschen sollen, Heisswasser OK, Türgriff OK und Termin für das Lackieren folgt.

Zwei der Aufgaben also gelöst, zwei mal sehen und bei zwei Sachen kann ich sagen, gäbe es hier einen Obi hätte ich es selber schneller gelöst. Aber, wie angedeutet, das schöne ist, dass man eigentlich immer einen Handwerker bekommt und nicht ellenlang warten muss ("hück nimmi – näxte Woch 'fleisch").

Renovierungsirrsinn & die Störung der Nachtruhe

Nach dem das Weihnachtsgeschäft nun endgültig über die Bühne gegangen ist, hat die Firma Mori, der in Roppongi Hills alles gehört wohl entschieden, dass man nach gut 5 Jahren mal wieder renovieren könnte. Im Prinzip natürlich keine dumme Idee, allerdings die Ausführung....

Zur Zeit ist in den Shopping Arkaden der Hills jedes zweite Geschäft zu (wegen Renovierung) und man muss immer um Bauzäune rumlaufen. Alles in allem kein sehr schöner Anblick. Auch unser Bäcker hat für ein paar Tage die Pforten zugemacht, zwecks Renovierung eben. Allerdings ist es dann immer wieder erstaunlich, dass trotz Riesenbuhei und Tamtam nach der "Wiedereröffnung" alles wieder genauso aussieht wie zuvor. Wat soll also der Quatsch?

Das Sahnehäubchen sind aber die Arbeitszeiten der Renovierungsfirmen. Damit die geschätzten Kunden nicht beim Einkaufen gestört werden, wird kostenintensiv des Nachts renoviert. Das wäre mir im Prinzip auch wurscht, wenn dann nicht der korrespondierende Krach die Nachtruhe stören würde und man nachts um 2 Uhr von irgendwelchen Deppen geweckt wird, die Steinplatten in einen Container wuppen:

So geschehen zuerst Mitte Februar als wir um 2 Uhr von einem Höllenkrach geweckt wurden – einem Höllenkrach den der geneigte Leser gerne nachstellen kann, indem er 1 x 1m Steinplatten in einen leeren Stahlcontainer wirft. Ich habe mir das 20 Sekunden vom Balkon aus angesehen und dann mal bei der Reception angerufen und gebeten, man mögen den Krach doch unterbinden, das ganze mit klarer Anweisung, wo die Deppen mit dem Container stehen. Nach 10 min immer noch BUMM, BUMM, BUMM, BUMM. Also angezogen und runter zur Rezeption. "Ah THIS noise you mean" (Idiot, welches auch sonst!) meinte der Rezeptions-Onkel dann und ging mit mir nach draussen. Dort vor dem Container angekommen (BUMM, BUMM, BUMM, BUMM) nochmal die Frage "This noise?" – "YEEEESSSS!". Nachdem der Rezpetionsonkel dann mit dem Steineeinwerfer, dem Steineeinwerferunteraufseher, dem Steineeinwerferoberaufseher und dem Steineeinwerferabsperrungsleiter gesprochen hat konnte er mir dann versprechen, dass für heute die Arbeiten eingestellt würden. Na danke. Um 2:30 habe ich dann wieder im Bett gelegen.

Ein paar Tage war dann nachts auch nix zu hören, bis dann am 25. wieder um 4 Uhr der Spass anfing. Also flugs die Reception angerufen, wo aber ungewöhnlicherweise keiner da war, so dass ich wohl im Security Center gelandet bin, wo niemand English kann. "Ah Noise? – Call back?" "No, please DO NOT CALL BACK", denn das war das letzte was ich wollte. Stattdessen haben wir uns ein paar Ohrenstöpsel reingedrückt, in der Hoffnung dass das helfen würde. Tat es auch ein bisschen, aber kaum war der Schlaf wieder da klingelte das Telefon "Ah Reception – you should call you back because of Noise?!" (AAAARRRGGGGHHHH!) Der gute Mann hatte wohl eine falsche Meldung vom Nixversteher bekommen, konnte aber was mit dem Container-Stone-Noise anfangen und nach 5 Minuten war Ruhe im Karton. Endlich.

Ein bisschen Sightseeing

Man ist ja nicht nur zum Arbeiten hier, also haben wir auch mal wieder ein bisschen Sightseeing am Wochenende gemacht. Einen Samstag sind wir mal nach Narita gefahren, da einer der Reiseführer darauf hingewiesen hat, dass die Stadt etwas mehr als nur den Flughafen zu bieten hat, zum Beispiel Narita-san eine Tempelanlage. Dank Google Earth war es kein grosses Problem, den Tempel zu finden und auch die Telefonnummer des Tempels, so dass uns das Navigationssystem sicher und schnell hingeführt hat, wenngleich gegen Ende die Strassen merkwürdig schmal waren, erst recht, wenn man bedenkt, dass hier um die Neujahrstage einige Millionen Leute duchgeschleust werden sollen.

Vom Parkplatz ging es in wenigen Minuten flott in die Tempelanlage rein, die wir bei strahlendem Sonnenschein (zumindest meistens) und eisigem Wind dann besichtigt haben. Merkwürdigerweise gab es nur sehr wenig Imbissbuden und Souvernirshops am Tempeleingang, wobei doch normalweiser alles in der Umgebung damit zu gepflastert ist.

Als wir dann am Nachmittag wieder nach Tokyo zurückgefahren sind, hat uns das Navi dann mitten durch das Stadtzentrum von Narita geschickt, und da haben wir dann gesehen, wo die ganzen Fressbuden und Nippesläden sind – und alles schwarz von Menschen. Naja, wir kommen dann nochmal wieder und stürzen uns dann ins Getümmel.

Am Freitag, den 22. habe ich mir dann mal den Nachmittag freigenommen und wir haben einen ausführlichen Lunch beim Petit Tonneau auf der Azabujuban eingenommen. Anschliessend noch ein kleiner Ausflug mit der Metro nach Kiyosumi-shirakawa, wo es einen netten kleinen Park gibt, den ich auch 2004 mal angesehen habe. Dort haben wir dann die letzten Strahlen der Sonne genossen.

Da wir heute den 29. Februar haben, betrachte ich diesen Monat mal als abgehakt. Im März dann wieder Neues aus Uhlenbusch.